Roland Schleiffer

Prof. Dr. Roland Schleiffer, Köln


Zur Person
Jahrgang 1947, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin mit psychoanalytischer Zusatzausbildung. Nach langjähriger Tätigkeit in der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie, zuletzt in leitender Funktion, von 1995 bis zur Emeritierung im Jahre 2012 Professor für Psychiatrie und Psychotherapie in der Heilpädagogik an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln. Forschungsschwerpunkte: Systemische Entwicklungspsychopathologie, Bindungstheorie, Fremdunterbringung.

Aktuelle Publikationen (Auswahl)
Schleiffer, R. (2012). Alles systemisch – oder was?. Kontext 43 (4), 387 – 391.

Schleiffer, R (2014). Beziehung und Bindung in der Erziehungshilfe. Wie können gestörte Bindungsprozesse mit den Ansätzen und Methoden erzieherischer Hilfe verbessert werden? In: Macsenare, M. Esser, K., Knab, E. & S. Hiller (Hrsg.): Grundlagen der Erziehungshilfen – für Studium und Praxis. Freiburg: Lambertus, 356-360.

Schleiffer, R. (2014). Buchbesprechung zu Hans Lieb: Störungsspezifische Systemtherapie. Konzepte und Behandlung. Familiendynamik 39 (4), 359-361.

Schleiffer, R. (2015). Adressenkonflikte. Zur Systemtheorie familialer und psychischer Konflikte. In: Scherr, A. (Hrsg.): Systemtheorie und Differenzierungstheorie als Kritik. Weinheim: Beltz Juventa, 266-286.

Im Netz
www.hf.uni-koeln.de

Vortrag im Rahmen der Sektion
„Das Un-Wesen psychischer Krankheiten“
Titel: Das Prinzip der funktionalen Analyse und ihr diagnostischer Nutzen
Datum: Freitag, 14. Oktober 2016
Uhrzeit: Zwischen 16.30 und 18.30 Uhr (genauer Angaben folgen)

Leitung des Workshops
„Ungezogen oder krank?“
Datum: Freitag, 14. Oktober 2016
Uhrzeit: 14.30 – 16.45 Uhr

Abstract
„Diagnostik hat im systemischen Feld offenkundig keinen guten Ruf“ (Levold 2014). Ihr Ruf dürfte sich noch weiter verschlechtern, wird doch der diagnostische Nutzen des geläufigen syndromalen Ansatzes bei den psychiatrischen Klassifikationsbemühungen á la ICD bzw. DSM selbst in der psychiatrischen Community zunehmend bezweifelt. Sein Nutzen für SystemtherapeutInnen dürfte sich vollends auf die eher unbeliebte, nichtsdestotrotz wichtige, weil geldwerte, Sicherung eines Zugangs zum Medizinsystem beschränken.
Als eine Möglichkeit, den handlungsanleitenden Nutzen diagnostischer Bemühungen sicherzustellen, soll das Konzept der funktionalen Analyse vorgestellt werden. In der systemtheoretisch inspirierten Annahme, dass jedem Verhalten und damit auch dem psychopathologisch relevanten Verhalten die Funktion zugeschrieben werden kann, die Integrität und Kohärenz der durch störende somatische und/oder soziale Kontextbedingungen gefährdeten Psyche aufrechtzuerhalten, geht es bei der funktionalen Analyse darum, das Problem zu benennen, für das das auffällige und nicht selten auch störende Verhalten als Problemlösung in Frage kommt. Insofern lässt sich auch dieses Verhalten als sinnhaft und kontingent, d.h. als auch anders möglich verstehen. Gelingt eine plausible funktionale Analyse, lässt sich nach funktional äquivalenten Problemlösungswegen Ausschau halten, d.h. nach Verhaltensmöglichkeiten, denen die gleiche Funktion zukommt, die aber mit weniger Nachteilen für die Person und ihre Umwelt verbunden sind. Eine funktionale Analyse, welche auf die aktuellen Ergebnisse der klinischen wie auch (entwicklungs)psychopathologischen Forschung zurückgreift, bietet somit einen umfassenden, wissenschaftlich begründeten Rahmen für (psycho)therapeutische wie auch für präventive Interventionen.