Kirsten von Sydow

Prof. Dr. Kirsten von Sydow, Hamburg und Berlin


Zur Person
Prof. Dr. phil. Kirsten von Sydow, Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin mit integrativer Orientierung (tiefenpsychologisch, systemisch). Seit 2010 Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Psychologischen Hochschule Berlin (PHB, derzeit beurlaubt). Seit 2005 eigene Psychotherapiepraxis in Hamburg. Forschungsschwerpunkte: Psychotherapieforschung (Systemische Therapie/Paar-/ Familientherapie), Bindungsforschung, Sexualität, Elternschaft, Altern/Gerontologie.

Aktuelle Publikationen (Auswahl)
Sydow, K. v. (2015). Systemische Psychotherapie (In der Reihe „Wege der Psychotherapie“). München: Ernst Reinhardt Verlag. ISBN 973-3-497-02508-4 (Print); ISBN 978-3-497-60219-9 (E-Book).

Sydow, K. v. & Seiferth, A. (2015). Sexualität in Paarbeziehungen (In der Reihe: „Praxis der Paar- und Familientherapie“). Göttingen: Hogrefe Verlag. ISBN 978-3-8017-1644-8.

Sydow, K. v. (2014). Psychotherapeuten und ihre psychischen Probleme: Forschungsstand zu einem Klischee. Psychotherapeut, 59(4), 283-292. doi: 10.1007/s00278-014-1056-2.

Sydow, K. v., Retzlaff, R., Beher, S., Haun, M. & Schweitzer, J. (2013). The efficacy of systemic therapy for childhood and adolescent externalizing disorders: A systematic review of 47 RCT. Family Process, 52(4), 576-618. doi: 10.1111/famp.12047.

Sydow, K. v., Beher, S., Schweitzer, J. & Retzlaff, R. (2010). The efficacy of systemic therapy with adult patients: A meta-content analysis of 38 randomized controlled trials. Family Process, 49(4), 457-485.

Sydow, K. v., Beher, S., Retzlaff, R. & Schweitzer-Rothers, J. (2007). Die Wirksamkeit Systemischer Therapie/Familientherapie. Göttingen: Hogrefe.

Im Netz
www.psychologische-hochschule.de

Vortrag im Rahmen der Sektion
„Systemische Therapie – Haben wir uns zu Tode gesiegt?“
Titel: Systemische Therapie, Evidenzbasierung und das deutsche Gesundheitssystem
Datum: Freitag, 14. Oktober 2016
Uhrzeit: Zwischen 10.00 und 12.00 Uhr (genauere Angaben folgen)

Abstract
Systemische Therapie ist (ST) nachweislich wirksam bei der Behandlung von affektiven, Angst-, Ess-, dissozialen, Substanzstörungen, Schizophrenie und bei somatischen Krankheiten – sowohl bei Erwachsenen, als auch bei Kindern und Jugendlichen. Auf diesem Hintergrund wurde die ST vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP) wissenschaftlich anerkannt (was es überhaupt erst erlaubt hat ambulante systemische Psychotherapie zu praktizieren, zu beforschen und Approbationsausbildungen anzubieten). Derzeit wird die sozialrechtliche Anerkennung vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) und dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen geprüft. In beiden Prüfprozessen ist die Orientierung an klaren theoretischen Vorgaben und das Vorhandensein von empirischen Wirksamkeitsbelege zentral, besonders durch randomisierte kontrollierte Studien (RCT) zu unterschiedlichen Störungsbildern.
Doch die deutschen Systemiker stehen diesen Entwicklungen ambivalent gegenüber, manche freuen sich – andere lehnen eine stärkere Orientierung von systemischer Praxis und Lehre an Forschung, Diagnostik und eine stärkere Anbindung der systemischen Aus- und Weiterbildung an Hochschulen vehement ab. Gleichzeitig befindet sich das ganze Psychotherapie-Ausbildungs-System in Deutschland in einem fundamentalen Wandel an dem sich nur sehr wenige systemische Therapeuten/Wissenschaftler aktiv beteiligen.
Als Wissenschaftlerin und Therapeutin mit nicht nur systemischem Hintergrund bin ich naturgemäß Vertreterin der forschungsfreundlichen Fraktion und möchte darlegen, was die ST gewinnen kann durch eine stärkere Anbindung an Grundlagen- und Wirksamkeitsforschung, dass Diagnostik neben Nachteilen auch Vorteile haben kann und welche Risiken eine forschungsferne systemische Praxis und Ausbildung in sich trägt. Ich hoffe, dass der Vortrag zu einer lebhaften Diskussion anregt!